Bis auf durchreisende Touristen auf dem Weg in den Krüger Nationalpark, ein paar einheimische Seelen und vereinzelte Kuhherden gibt es im südafrikanischem Dullstroom nicht viel. Grüne Hügel, Teiche voller Forellen und sengenden Sonnenschein, der fast täglich von durchziehenden Gewitterfronten durchbrochen wird, zeichnen das Dörfchen aus.
Dieses Plätzchen auf 2000m über dem Meeresspiegel hat sich Coach Beate Conrad für die Olympiavorbereitung der Mittelstreckenmädels Jana Sussmann und Agata Strausa ausgesucht. Nach Flagstaff, USA, im letzten November ist es der zweite Aufenthalt im Höhentrainingslager der Saison. Mit dabei ist auch Trainingsgruppen-Neuzugang Tabea Themann (Molbergen). Oft werden die drei Blondinen für Schwedinnen gehalten, wenn sie auf den roten Schotterwegen ihre Läufe machen. Das ist wenig überraschend, denn die skandinavische Laufelite kommt seit Jahrzehnten nach Dullstroom, um sich hier auf internationales Spitzenniveau hoch zu trainieren. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Denn die sauerstoffärmere Luft merkt man hier bereits beim lockeren Laufen. Die drei Mädels profitieren von der langjährigen Erfahrung ihrer Trainerin, die bereits zahlreiche Höhentrainingslager organisiert und selbst als aktive Sportlerin mitgemacht hat. Was man hier oben anders macht? „Weniger ist oft mehr“, so lautet Beates Leitsatz. Das bedeutet, man muss langsamer laufen, mehr Regenerationszeit zwischen den Trainingseinheiten einplanen und auch bei Intervallen doppelt so lange Pausen einhalten. Der Körper wird bei jeder Aktivität mehr gefordert als auf Seehöhe. Das Training schlägt an – und fällt mit jeder Woche leichter: „Obwohl wir schon viele Kilometer in den Beinen haben, staune ich, wie schnell wir hier laufen können. Nach drei Wochen im Trainingslager geht es von Einheit zu Einheit besser“, so Hamburgs Olympia-Hoffnung Jana Sussmann. Heute steht das Abschlussprogramm an: Die drei haben eine Tempoeinheit von 3x5x200m in 34-31 Sekunden auf dem Plan.
Der nächste Wettkampf für die Läuferinnen werden die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig sein (27.-28. Februar 2016). Für Jana und Agata wird das der erste Formtest 2016 sein, bevor es in das dritte Camp der Höhenkette, diesmal wieder nach Arizona, geht.